Bundesverband deutscher Banken geht wichtigen Schritt zur Verbesserung des Anlegerschutzes
Viele Banken waren in den vergangenen Monaten im Kreuzfeuer der Kritik, weil zu viele Kunden zu Geldanlagen „überredet“ wurden, die riskant sind und zu einem völligen Verlust des angelegten Geldes geführt haben. Oder die Kunden von ihren Bankberatern zumindest nicht vor diesen gewarnt wurden. Heute nun legte der BdB Leitlinien vor, die zur Stärkung des Anlegervertrauens führen sollen.
Warum diese Leitlinien ausgerechnet jetzt kommen, begründete Manfred Weber der Geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes heute Morgen: „Das Vertrauen der Anleger in das Bankensystem hat durch die Finanzkrise Schaden genommen. Nun gilt es, Fehler zu korrigieren“. Ja, damit hat er recht, denn gut machen wird keiner mehr die Fehler, die in den vergangenen Jahren gemacht wurden und unzählige Anleger und Sparer um ihr Geld gebracht haben. Doch der BdB hat lange gebraucht für diese Richtlinien. Vielleicht können die Banken und ihr Dachverband diese Kritik nicht mehr hören und sie geht zu einem Ohr rein und zu einem anderen raus, aber diese Leitlinien waren längst überfällig.
Bereits im März dieses Jahres hatte das Verbraucherministerium reagiert und eine Checkliste für ein Beratungsgespräch in Sachen Geldanlage veröffentlicht – und damit den Bankenverband wohl auch indirekt unter Druck gesetzt. Dass es nun noch einmal über zwei Monate gedauert hat, bis sich der BdB endlich zu den heute veröffentlichten Leitlinien durchringen konnte, ist fast als „arm“ zu betrachten. Passend dazu hatte Verbraucherministerin Aigner vor 14 Tagen dem „Tagesspiegel“ ein Interview gegeben, bei dem es um das Vertrauen in die Bankberater geht.
Dabei ging es auch um die Frage der angebotenen Wertpapiere, die derzeit wieder den Markt überfluten – und die Anleger damit völlig überfordert sind, weil es nahezu unmöglich ist als Laie, diese Anlagemöglichkeiten zu verstehen, und damit eben auch deren Risiken zu erkennen. Die Frage, ob dies unsere Verbraucherministerin ärgert, beantwortet sie nicht. Dennoch ist hier Haltung hierzu eindeutig. „Genau deshalb wollen wir ja eine Änderung im Verbraucherschutz. Wir wollen, dass der Bankberater künftig die Beratung protokollieren muss und der Kunde ein Exemplar des Protokolls bekommt. Das ist ja gesetzgeberisch schon auf dem Weg. Und wir haben die Verjährungsfristen zugunsten der Anleger verändert. Mit der Checkliste und dem Routenplaner wollen wir den Verbraucher in die Lage versetzen, mit dem Bankberater einigermaßen auf Augenhöhe zu verhandeln.“
Dies ist natürlich ein sehr hehres Ziel, ob dieses erreicht werden kann, ist jedoch die andere Frage. Noch immer haben wir in Deutschland eine Bankkultur, in der viele Banker sich auf eine höhere Stufe gestellt fühlen – und dann auch entsprechend handeln. Es wurde nicht begriffen, dass die Zeiten sicher geändert haben in den vergangenen Jahrzehnten, doch es gibt immer noch zu viele innerhalb dieser Berufsgruppe, die glauben, sie seien der Nabel der Welt und handeln auch entsprechend. Das Interessante dabei ist, dass es hier auch Ausnahmen gibt, und es Banker gibt, die durchaus den Kunden sehen und auch bereit sind, Zeit zu investieren in den kleinen Privatkunden, ohne ihn ausbluten zu wollen. Die Erfahrung lehrt jedoch immer noch eines: Diese Ausnahmen bestätigen leider die alte Regel.
„Von einem für alle privaten Banken geltenden einheitlichen Qualitätsstandard werden die Kunden profitieren.“ sagte dann auch heute der Geschäftsführende Vorstand des Bundesverbandes deutscher Banken, Manfred Weber. Natürlich freut dies jeden Anleger und jeden, der sich mit Geldanlagemöglichkeiten beschäftigt. Ob diese Leitlinien dann jedoch auch so umgesetzt werden, wie sie gedacht sind, das wird sich zeigen. Denn die Frage wird sein: Wie wird eine Kontrolle der einzelnen Geldinstitute stattfinden? Wer will diese Aufgabe übernehmen? Da der Bankenverband keine staatliche Organisation ist, sondern ein eingetragener Verein ist die Frage, wer soll das Kontrollorgan sein der Banken? Denn schließlich sind diese Mitglieder des Vereins und finanzieren diesen auch, und wird eine solche Organisation seine Zahler wirklich so durchleuchten, dass sie möglicherweise den Weg aus diesem Verband nehmen? Dies sind Hypothesen, ja, aber es sind die Fragen, die man sich stellen muss, wenn es um eine Änderung des Verhaltenskodex auf dem deutschen Bankenmarkt geht. Und nichts Anderes können diese Leitlinien bewirken: Das einfahrene Verhalten aufzubrechen und schließlich neue Wege zu schaffen.
Der Bankenverband schreibt zu den neuen Leitlinien, welche einem neuen Aufbau des Vertrauens der Sparer dienen sollen:
„Die Leitlinien des Bankenverbandes befassen sich nicht nur mit der Kundenberatung, sondern ebenso mit den verschiedenen Aktivitäten, die der Beratung vorgelagert sind. Das reicht von der Produktauswahl bis hin zur Erstellung des Informationsmaterials. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Produktprüfungsprozess. So soll es künftig einen einheitlichen Rahmen für die Prüfung geben, ob und inwieweit neue Angebote fuer Privatanleger geeignet sind. Zudem werden die Produktinformationen kritisch auf Verständlichkeit geprüft.“
Nur, und hier möchten wir noch einen Kritikpunkt anführen: Wie kritisch werden diese Prüfungen sein? Verständlichkeit ist etwas Relatives, ein Banker versteht seinen Fachjargon natürlich wie ein Jurist die Rechtssprache, die Frau von der Strasse und Otto Normalverbraucher jedoch sind es, welche die Angebote verstehen müssen, nicht einer, der sowieso schon in diesem Bereich arbeitet und tagtäglich mit solchen Angeboten arbeitet. Auch geht es darum, Fangangebote wie die Tagesgeldkonto der seit Monaten zahlungsunfähigen Kaupthing Edge in Zukunft zu verhindern. Aber dies scheint nicht möglich zu sein, denn inzwischen wirbt die Bank of Scotland mit einem für derzeitige Verhältnisse sehr hohen Zinssatz für Tagesgeldanlagen. Da ist doch die nächste Pleite gleich vorprogrammiert, mag man meinen und der Verlust für die einzelnen Anleger schon voraussehbar. Eine Nachfrage eim Bundesverband deutscher Banken diesbezüglich, gestellt bereits vor einigen Wochen, wurde jedoch bis heute nicht beantwortet. Dies sagt viel, wie wir finden. Es wird Zeit, dass grundlegend etwas geändert wird. Ob die Leitlinien dies tun werden, wird sich zeigen, vielleicht sind sie nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind…
P.S.: Was uns übrigens brennend interessiert, ist die Frage, ob der Bankenverband eines Tages auch endlich auf die Vergabe von Krediten einwirken wird. Das derzeitige Verhalten vieler Banken, die Zinsen für Kredite nicht zu senken, obwohl wir einen historischen Tiefststand bei beim Leitzins haben, ist völlig konträr zum Markt und der Nachfrage. Auch hier sollte angesetzt werden und die Banken einer Selbstverpflichtung unterliegen, ob dies jedoch machbar und umsetzbar ist? Träumen dürfen wir ja – und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich auch zuletzt.