Am 21. April gab die Europäische Zentralbank bekannt, welche Unternehmensanleihen für einen Kauf in Frage kommen. Bereits im März hatte sie angekündigt, künftig noch mehr Anleihen zu kaufen – 80 statt wie bisher 60 Milliarden Euro sollen monatlich investiert werden – und das Spektrum um Unternehmensanleihen zu erweitern. Über die Vorgaben war jedoch wenig bekannt. Jetzt hat die EZB eine Liste mit den Regeln veröffentlicht, die Unternehmen erfüllen müssen.
Warum kauft die EZB Anleihen?
Ziel der EZB ist vor allen Dingen, die Wirtschaft anzukurbeln. Ihr stehen dafür unterschiedliche Werkzeuge zur Verfügung. Ein Mittel etwa ist die Senkung des europäischen Leitzinses. Davon hat die EZB in den letzten Jahren häufig Gebrauch gemacht, bis im März nun die 0,00 Prozent-Marke erreicht worden ist.
Die Inflation liegt jedoch noch immer weit unter der angepeilten Marke von 2 Prozent im Jahr – im März betrug sie 0,30 Prozent. Das ist schlecht für die Wirtschaft, denn eine niedrige Inflation oder gar eine Deflation lässt Kunden darauf hoffen, dass sie in Zukunft mehr Waren für ihr Geld bekommen. Sie warten ab und halten sich bei Käufen zurück. Das Wirtschaftswachstum kommt ins Stocken.
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Deshalb greift die EZB verstärkt auf das Mittel der Anleihenkäufe zurück. Sie sollen einen weiteren Anreiz schaffen, Geld zu investieren.
Regeln weniger streng als gedacht
Im Juni will die EZB damit beginnen, Unternehmensanleihen zu kaufen. Das Spektrum ist dabei breiter, als viele Experten erwartet hatten. Bisher war lediglich bekannt, dass die Anleihen in Euro notiert sein und ein gutes Rating aufweisen müssen. Die genauen Vorgaben stehen erst jetzt fest:
- So darf zum Beispiel auch in Unternehmen investiert werden, die selbst zwar in Europa sitzen, deren Mutterkonzerne jedoch außerhalb angesiedelt sind.
- Außerdem müssen die Unternehmen nicht von allen großen Ratingagenturen (Moody’s, Fitch, DBRS, Standard & Poor’s) eine positive Bewertung erhalten haben, es genügt wenn sie nur bei einer von ihnen mit einem Rating von BBB- oder vergleichbar geführt werden.
- Die Anleihen müssen mindestens 6 Monate und dürfen höchsten 30 Jahre laufen.
- Kreditinstitute sind ausgeschlossen.
Breites Spektrum an Unternehmensanleihen
Die lockeren Vorgaben führen dazu, dass auch Anleihen von Unternehmen gekauft werden dürfen, die niemand auf der Liste vermutet hat. Etwa der Mobilfunkanbieter Vodafone, der Stromkonzern Gazprom oder auch Coca Cola. Die EZB hat sich viele Möglichkeiten offen gelassen. Anleihen welcher Unternehmen am Ende tatsächlich gekauft werden, steht jedoch noch nicht fest.