Im März kündigte die EZB an, künftig auch Unternehmensanleihen zu kaufen. Im April gab sie bekannt, welche Kriterien sie erfüllen müssen. Am 8. Juni startete dann das Programm.
Jetzt wurden die Namen der Unternehmen veröffentlicht, deren Anleihen die EZB erworben hat. Darunter befinden sich auch einige Überraschungen.
Welche Unternehmensanleihen hat die EZB gekauft?
Mit dem Kauf der Unternehmensanleihen beauftragt sind die nationalen Notenbanken. In Deutschland ist die Deutsche Bundesbank dafür zuständig[1]. Zu den bekanntesten Konzernen, deren Anleihen sie erworben hat, zählen die großen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen. Außerdem die Energiekonzerne E.ON und RWE. Auch Anleihen der Deutschen Bahn und der Deutschen Telekom sind darunter sowie solche von SAP. Insgesamt wurden über die Hälfte der im DAX gelisteten Unternehmen berücksichtigt. Die Deutsche Bank und die Commerzbank fallen allerdings nicht darunter, denn Anleihen von Banken waren von vorneherein ausgeschlossen worden.
Zu den größeren Überraschungen zählt hingegen die Anleihe der Robert Bosch GmbH[2]. Da sie nicht an der Börse notiert ist, hatten viele Experten sie nicht auf der Liste. Weitere Konzerne, mit denen wenige gerechnet haben, sind die Eurogrid GmbH, die Vier Gas Transport GmbH und die Wuerth Finance INTL BV.
Mit ETF-Sparplänen können Sie in Indizes investieren - wir vergleichen die besten Anbieter »
Welche Notenbanken sind noch mit Käufen beauftragt?
Neben der Deutschen Bundesbank wurden fünf weitere nationale Notenbanken mit den Käufen von Unternehmensanleihen beauftragt: die belgische, die finnische, die französische, die italienische und die spanische. Die Richtlinien für die Käufe sind bekannt – z.B. dass keine Anleihen von Banken berücksichtigt werden oder dass die Anleihen mindestens 6 Monate und höchstens 30 Jahre laufen sollen. Nicht bekannt hingegen ist, wie die Zusammensetzung zustande kommt. Wichtig ist jedoch eine breite Streuung, um das Risiko zu minimieren. Außerdem sollen dadurch Preisverzerrungen vermieden werden.
Wieso sind die Unternehmensanleihenkäufe nötig?
Mit den Anleihenkäufen verfolgt die EZB das Ziel, die europäische Wirtschaft anzukurbeln. Im April hat sie die Käufe von 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro aufgestockt, nachdem sie im März den Leitzins auf 0,00 Prozent gesenkt hatte.
Das Verhängnis bei diesen Investitionen: Die Staatsanleihen, in welche die EZB investieren darf, könnten bald ausgehen. Auch hier gelten strenge Regeln. Z.B. dürfen keine Anleihen erworben werden, deren Rendite unter dem Einlagensatz für Banken von minus 0,4 Prozent liegt. Außerdem muss die Ländergewichtung berücksichtigt werden, d.h. von Deutschland als großem EU-Land müssen besonders viele Anleihen gekauft werden. Deren Rendite ist aber erst kürzlich in den negativen Bereich gerutscht.
Auch darum ist es also wichtig für die EZB, auf Unternehmensanleihen ausweichen zu können. Trotzdem könnten demnächst weitere Änderungen bekanntgegeben werden – womöglich schon auf der heutigen Ratssitzung, wahrscheinlicher aber im September. So steht im Raum, die Anleihenkäufe von März 2017 bis Ende 2017 zu verlängern oder mehr Staatsanleihen von europäischen Ländern mit hoher Verschuldung zu erwerben.
[1] Deutsche Bundesbank – Informationen zum securities lending
[2] Handelsblatt – Unternehmensanleihen
Wo gibt es die besten Zinsen? Einen Überblick finden Sie hier »