Vermögensbarometer 2015 – Sparquote steigt, Altersvorsorge sinkt

In wenigen Tagen jährt sich der Weltspartag zum 90. Mal. Ein Jubiläum der besonderen Art, das Banken, Sparkassen und Verbraucher dazu herausfordert, über ihre Sparneigungen und Spargewohnheiten nachzudenken. Zeitnah zum diesjährigen Weltspartag hat der Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) das Ergebnis des Vermögensbarometers 2015 vorgestellt.

Bundesbürger mit höheren Sparanstrengungen

Trotz der niedrigen Sparzinsen, die nach wie vor unter dem historisch niedrigen Leitzins leiden, wird in Deutschland wieder mehr gespart. Die Sparquote ist wieder gestiegen, und lag im vergangenen Jahr laut DSGV bei 9,5 Prozent. Aber, so ganz erfreulich, wie diese Zahl es vermuten lässt, ist es am Ende doch nicht. Zumindest, wenn es um die private Altersvorsorge geht. Dies wirft auch der Präsident des DSGV, Georg Fahrenschon, im Rahmen der Veröffentlichung des Vermögensbarometer 2015 ein. Fahrenschon in Berlin: „Die höhere Sparquote kann aber nur vordergründig zufriedenstellen, denn immer weniger Menschen beschäftigen sich mit ihrer Absicherung im Alter. In dieser Entwicklung zeigt sich ganz klar eine Erosion des langfristigen Vorsorgeverhaltens. Die Ursache ist das unnatürlich niedrige Zinsniveau“.

Rückgang bei der Privaten Altersvorsorge

Riester Rente und Co. wird zunehmend unattraktiver für die Bundesbürger. Das Sparen für das Alter nimmt laut Vermögensbarometer des DSGV ab. Während 2013 nur 32 Prozent der Bundesbürger angaben, keine monatlichen Rücklagen für die Altersvorsorge zu schaffen. Stieg der Anteil im Jahr 2014 auf 40 Prozent. Das heißt: immer mehr Menschen in Deutschland legen kein Geld mehr zurück für ihr Rentenalter. Sie verlassen sich damit auf die Leistungen aus der Gesetzlichen Rentenversicherung und/oder der Grundsicherung, ohne selbst Rücklagen in der Altersvorsorge zu bilden.

Die drohende Versorgungslücke

Aus diesem Grund droht den Bundesbürgern im Alter eine Versorgungslücke. Immer weniger Menschen legen hierzulande Geld für ihr Rentenalter zurück. Was angesichts der niedrigen Zinsen verständlich sein mag, was aber die Lage in Deutschland schon in wenigen Jahrzehnten für viele Rentner schwierig machen wird. „Vor dem Hintergrund der demografisch bedingten Ausgangslage der gesetzlichen Rentenversicherung droht weiten Teilen der Bevölkerung damit eine Versorgungslücke im Alter“, schreibt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband dazu.

Niedrige Zinsen verschärfen die Lage

Das Bedürfnis der Bundesbürger, eine private Altersvorsorge aufzubauen, sinkt weiter. Einer der Gründe dafür: die aufgrund des mit 0,05 Prozent sehr niedrigen Leitzinssatzes meist sehr niedrigen Sparzinsen. Zum Teil erhalten Sparer gar keine Zinsen mehr für ihre Sparbücher, oder nur noch Minizinsen. Sparen ist damit vor allem auf mittlere und lange Sicht nicht mehr attraktiv. Die Zinsen für langjährige Festgeldkonten und Sparbriefe liegen fernab jenes hohen Niveaus, welches sie vor Jahren noch hatten.

Fast ein Viertel spart gar nicht mehr

Mit 24 Prozent legt fast ein Viertel der Bundesbürger gar kein Geld mehr auf die hohe Kante. Das heißt: ein großer Anteil der Bevölkerung sorgt finanziell weder für Notfälle und Engpässe vor, noch für das eigene Rentenalter. Wie viele der Nichtsparer getrieben sind von der Angst schleichender Enteignung, kann nicht gesagt werden. Diese ist in Deutschland aufgrund des schlechten Zinsniveaus und der drastischen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank jedoch vorhanden, und kann nicht unter den Tisch gekehrt werden. Entwarnung gibt dabei jedoch ein aktueller Bericht der Deutschen Bundesbank, die keine schleichende Enteignung kommen sieht, und durchaus eine Lanze bricht für das Sparen trotz niedriger Zinsen.

Anlage in Aktien weiter unterrepräsentiert

Wie das Ergebnis des Vermögensbarometers 2015 zur Geldvermögensbildung zeigt, ist das Thema Aktienanlage weiter im Hintertreffen in Deutschland. Während laut der Auswertung im Jahr 2014 die Privatanleger und Sparer in Deutschland etwa 70 Prozent der finanziellen Rücklagen in Sparguthaben, Sichteinlagen und als Bargeld erfolgt ist. Haben nur 7 Prozent der Bundesbürger ihre Neuanlagen in Aktien getätigt. Damit geht die Schere hinsichtlich der Anlagearten, aber auch der möglichen Rendite, weit auseinander. Die privaten Sparer, die im vergangenen Jahr nicht in Aktien anlegten, sondern ihr Geld renditearm, oder komplett renditelos auf die hohe Kante gelegt haben, verpassten dadurch Renditechance auf Renditechance. Der deutsche Aktienleitindex DAX stieg 2014 erstmals über die Marke von 10.000 Punkten, was bis heute einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Geldanlage darstellt.

Privat genutzte Immobilie spielt weiter eine wichtige Rolle

Nach wie vor wichtig bei der privaten Geldanlage: die selbst genutzte Immobilie. Für 53 Prozent der vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband Befragten ist diese Art von Vermögensaufbau bei ihnen am beliebtesten. Die Immobilie, in die angelegt, die aber fremd genutzt, heißt vermietet wird, liegt mit 28 Prozent auf dem zweiten Platz der Beliebtheitsskala beim Vermögensaufbau der Bundesbürger. Dazu passend sind auch die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung von LBS Research, auf die DSGV-Präsident Georg Fahrenschon in seiner Rede zum Weltspartag 2015 verweist. Demnach bauen Eigentümer von Wohnungen und Häusern sechsmal mehr Vermögen auf, als Mieter, welche in der gleichen Einkommenskategorie anzutreffen sind. Die Immobilie, sei es nun die selbst bewohnte oder fremd vermietete, ist somit ein wichtiger Punkt in der Geldanlage der Bundesbürger. Betongold spielte damit auch im vergangenen Jahr eine wesentliche Rolle. Was begünstigt gewesen sein dürfte durch die (übrigens nach wie vor!) sehr niedrigen Zinsen für Baufinanzierungen und Immobilienkredite. Aber Achtung: in ersten Regionen bauen sich Immobilienblasen auf:

Altersarmut – Kein Schreckensgespenst, sondern bald Realität?

„Die Schere in der Bevölkerung geht auseinander: Bezieher höherer Einkommen können einigermaßen mit der Niedrigzinsphase umgehen, mittlere und kleine Einkommen geraten bei ihrer Altersvorsorge immer mehr auf eine schiefe Bahn“, machte DSGV-Präsident Fahrenschon in Berlin deutlich. Die Forderung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes: eine „vermögenspolitische Initiative“ seitens der Politik, um die gegenwärtige Entwicklung nicht langfristig aus dem Ruder laufen zu lassen. Die zwei Punkte, die hier zusammen kommen, der demografische Wandel und die Probleme der Niedrigzinsphase für die Bundesbürger, können eines Tages aus dem Schreckensgespenst Altersarmut Realität werden lassen. Die eigene Versorgungslücke muss deshalb rechtzeitig gedeckt werden, um im Alter nicht plötzlich mit dem Existenzminimum leben zu müssen. Die Gesetzliche Rentenversicherung wird nicht in der Lage sein, diese Versorgungslücke der betroffenen Bürger schließen zu können. Fahrenschon betont hierzu: „Die Politik muss deutlich machen, dass sich eine eigene Altersvorsorge lohnt“. Die öffentliche Hand wird deshalb vom DSGV aufgefordert, die private Altersvorsorge von Bundesbürgern mit geringerem Einkommen, „besser zu unterstützen, als dies derzeit der Fall ist“.

90 Jahre Weltspartag

Im Jahr 1925 gab es den ersten Weltspartag, der von den Sparkassen in Deutschland durchgeführt wurde. Der Grund für die Einführung dieses Tag des Sparens: den Wert des Sparens einer breiten Bevölkerung schmackhaft und deutlich zu machen. Vor allem Kinder und Jugendliche waren dabei die Zielgruppe der Sparkassen, wenn es um das Sparen im Rahmen des Weltspartags ging. Heute, fast 90 Jahre später, hat der Weltspartag längst nicht mehr die Tragweite, die er einst hatte. Die Scharen von Kindern, die mit ihren Sparbüchsen die Sparkassen und Volksbanken bevölkerten, gehören der Vergangenheit an. Dennoch ist der Wert des Sparens nach wie vor wichtig, um für Notfälle und für das Alter Geld beiseite zu legen. Dies ist und bleibt laut DSGV nach wie vor eine „Kernaufgabe der Sparkassen in Deutschland“.

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