Kommt es zu einer drastischen Senkung des Leitzinses? – EZB vor wichtiger Entscheidung
Am Donnerstag dieser Woche ist wieder „Zinstag“ bei der Europäischen Zentralbank. Dann wieder es um die Entscheidung gehen: Wird der Leitzins erneut gesenkt oder bleibt er auf dem historischen Tief von 1,5 Prozent (die Zinsentwicklung seit 2000 können interessierte Leser der Grafik und der Tabelle auf http://www.tagesgeld-vergleich.net/leitzins.html entnehmen)?
Die Volkswirte der großen internationalen Banken sind hier, ohne schon das Ergebnis der wichtigen Sitzung der EZB zu kennen, einhelliger Meinung – die Notenbank Europas, zuständig für die Euro-Zone, wird erneut den Leitzins senken. Alle gehen davon aus, dass die Senkung zu einem Leitzins von 1,0 Prozent führen wird. Viele gehen inzwischen sogar davon aus, dass der Leitzins bis zum Sommer ein Niveau von unter einem Prozent erreichen wird.
Der Leitzins ist das wichtigste Instrument, um Kredite in Europa günstiger machen zu können. Je niedriger der Leitzins, desto niedriger sind normalerweise auch die Zinsen für Kredite. Auf der anderen Seite sinken aber auch die Zinsen für Spar- und Termineinlagen. Besonders die Anleger der seit Jahren so beliebten – weil sicheren – Anlageformen Tagesgeld und Festgeld sind davon betroffen. Aber auch Anleger, die einen Banksparplan abschließen wollen, müssen immer niedrigere Guthabenzinsen in Kauf nehmen. Selbst beim momentan so beliebten Geld privat verleihen – über so genannte Social Lending Plattformen – führen die sinkenden Kreditzinsen zu niedrigeren Erträgen für die Geldgeber.
Nicht immer geben die Banken den günstigen Leitzins im Kreditbereich jedoch an ihre Kunden weiter. Im Moment ist es eher so, dass die Banken günstig Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen, dieses aber eher in ihren Schränken behalten, anstatt es zu günstigen Zinsen weiter zu geben. Dies stößt bereits seit einigen Monaten immer wieder auf heftige Kritik. Besonders davon betroffen sind derzeit mittelständische Unternehmen und Selbständige, die nicht das für ihren Fortbestand so wichtige Kapital erhalten von den Banken – und wenn, dann zu überzogenen Zinsen.
Wie es in dieser Hinsicht nach Donnerstag aussehen wird, kann nicht gesagt werden. Offensichtlich ist jedoch, dass die Banken andererseits auf die vorangehenden Leitzinssenkungen reagiert haben, indem sie die Zinsen für Geldanlagen wie Tagesgeld und Festgeld gesenkt haben. Hier scheint ein schnelles Handeln im Sinne der Banken gewesen zu sein, die sich damit abermals an ihren Kunden gütlich tun, aber nicht wirklich etwas für die Belange ihrer Kunden übrig haben.
Allein die Sparkassen gehen hier einen anderen Weg. So konnte der DSGV, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband im Januar klare Fakten auf den Tisch legen: „Die aktuellen Zahlen lassen keinerlei Indizien für eine Kreditklemme erkennen. Allein im Krisenmonat November des vergangenen Jahres haben Sparkassen mit 4,3 Milliarden Euro ihre Kreditzusagen nochmals um 5,3 Prozent im Vergleich zum November 2007 erhöht“.
Die Sparkassen-Finanzgruppe zieht damit eine klare Linie. Heinrich Haasis, der Präsident des DSGV fasste den Gegentrend dann auch passend zusammen, wenn auch zwischen den Zeilen mit einem Seitenhieb in Richtung der anderen Banken, die ihre Finanzen sinnlos und ohne Geschäftskonzept durch Risikoanlagen verschleudert haben. „Die Sparkassen sind mit großem Abstand der Finanzierungspartner Nummer Eins der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland. Sie sind von der Krise an den internationalen Finanzmärkten unmittelbar nur wenig betroffen. Die Sparkassen verfügen über hinreichend Eigenkapitalpolster und Liquiditätsreserven, um die Finanzierung des deutschen Mittelstandes auch weiterhin sicher zu stellen.“, fügte er deshalb hinzu.
Mitte der vergangenen Woche setzte Haasis dann noch einen drauf und forderte Steuererleichterungen für den Mittelstand. „Zinsen müssen wieder stärker steuerlich absetzbar sein. Die Freigrenze der so genannten Zinsschranke sollte von einer auf drei Millionen Euro angehoben werden. Diese Regelung könnte zunächst für einen befristeten Zeitraum bis 2010 erfolgen“, sagte der DSGV-Präsident am Mittwoch in Berlin beim 9. Sparkassen-Forums Deutscher Mittelstand. Klare Worte also, die auch eine Marschrichtung vorgeben könnten. Schließlich ist es die Sparkassen-Finanzgruppe, die das vergangene Krisenjahr mit 1,3 Milliarden Euro an Gewinn abschließen konnte, während andere Banken mehr und mehr faule Kredite und Risikoanlagen, so genannte Giftpapiere, aus dem Hut zauberten und damit mehr und mehr zeigten, wie Fehlverhalten eine Bank in eine Krise führen können, richtiges Verhalten und eine konservative Anlagepolitik eine Bank auch in schlechten Zeit zu schwarzen Zahlen bringen kann unter dem Strich.