Auch 2015 ist Weltspartag – und zwar am 30. Oktober. Connoisseurs wissen natürlich Bescheid und sind im Bilde. Sparnovizen und Hobbyanleger aufgepasst: alles wichtige zum Weltspartag kompakt und informativ verpackt!
Deutsche feiern Sparkultur – Der Weltspartag 2015
Der erste Weltspartag fand am 31. Oktober 1925 statt. Ein Jahr zuvor beschloss das Weltinstitut der Sparkassen auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand die Einführung des »World Thrift Day«. Die Idee: Die Welt sollte in einer angespannten Zeit zum Sparen animiert werden und den Wert des Geldes schätzen lernen. Noch immer litt man unter den Folgen des 1. Weltkrieges. Gerade in Deutschland war das Vertrauen in die Geldwertstabilität nach Inflation und der Währungsreform von 1923 stark erschüttert. Seit 1925 wird der Weltspartag immer am letzten Werktag im Oktober zelebriert. 2015 ist nicht mehr viel spürbar vom damals »lokalen« Gedenktag. Der Weltspartag hat Staub angesetzt. »Digital Natives« und Onlinebanking verändern das Bankwesen nachhaltig.
Wie viel Weltspartag steckt noch in 2015?
Die Sparmoral in den »Roaring Twenties« war vor allem in den USA mäßig diszipliniert ausgebildet. Spekulieren und kassieren lautete die Devise. Schon vor 90 Jahren wurde fleißig an der Wall Street gehandelt und in Aktien investiert – was dann schließlich im »schwarzen Freitag« seinen Anfang fand und in einer globalen Wirtschaftskrise endete. Und 2015? Deutschland einig Sparerland? Der Bundesverband der Volksbanken rechnet für 2015 mit einer Sparquote von 9,5 % des verfügbaren Einkommens. Das ist durchaus lobenswert. Doch das »WIE« wird von Experten mehrheitlich kritisiert.
Fehlende Risikobereitschaft
Bankeinlagen waren auch 2014 die beliebteste Anlageform – gut 40 % des Vermögens sind auf Sparkonten und Sichteinlagen geparkt. Kritiker tadeln die mangelnde Risikobereitschaft der Anleger. Der Vorwurf: Verbraucher würden zu sehr an renditearmen Investitionen festhalten. Die meisten Anleger ignorieren die Möglichkeiten an den Finanzmärkten und schöpfen das sich bietende Potenzial schlichtweg nicht aus. Nicht ganz unschuldig an dieser Situation ist die Gilde der Finanzberater. Lukrative Langzeitstrategien liegen nicht unbedingt in deren Interesse. Durch immer neue Vertragsabschlüsse kassieren Berater auch immer wieder Provisionen. In Großbritannien und den Niederlanden sind Provisionen für den Finanzbetrieb verboten. Vielleicht müssten für einen Systemwechsel entsprechende Impulse aus Brüssel kommen.
Stabiles Zinsniveau – und weiter?
Das Zins- und Renditeniveau wird auch in Zukunft keine attraktiven Renditen zulassen. Die lockere Geldpolitik der EZB macht’s möglich. Für Dezember 2015 will die EZB ihr QE ausweiten. Nun kann die Europäische Zentralbank aber ausschließlich solche Staatsanleihen kaufen, die eine höhere Rendite als der aktuelle Einlagensatz aufweisen. Der Kandidatenkreis kaufbarer Anleihen ist begrenzt. Die Renditen für Staatsanleihen der Eurozone liegen durchschnittlich bei 0,64 Prozent. Sollte die EZB den Einlagenzins von derzeit -0,2 % auf dann -0,3 % senken, könnte sie auch vermehrt Anleihen kaufen. So die Theorie. Doch hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Senkt die EZB den Einlagenzins, folgt die prompte Reaktion der Anleihenmärkte. Diese reagieren ihrerseits und drücken die Anleihen-Renditen – der Kreis der kaufbaren Anleihen wird kleiner. An dieser Geldpolitik orientieren sich natürlich auch Finanzdienstleister. Hohe Zinsen gibt’s nur beim Dispo. Seit den 1990er Jahren liegt die Realrendite auf Sichteinlagen meist unter einem Prozent. Versicherungen versprechen einige Prozentpunkte zusätzlich. Aktien liegen seit 1991 im Mittel bei 8 Prozent.
Investieren! Aber wie?
Wer klug investieren will, muss erst verstehen, wie sich Vermögen zusammensetzt, entsteht und aufbaut. Welchen Anteil die verschiedenen Sparmodelle und Varianten dabei einnehmen, veranschaulicht eine Vermögenspyramide.
Anlageklassen der Vermögenspyramide
Stufe 1: Risikoabsicherung
Versicherungen: Privathaftpflichtversicherung, Hausratsversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung Stufe 1 gilt der Grundsicherung. Erst wenn etwaige Grundrisiken abgedeckt sind, sollte zum nächsten Schritt übergegangen werden.Stufe 2: Liquiditätssicherung (Kapitalerhalt)
Tagesgeld, Festgeld, Guthaben auf Girokonten, Sparbrief, Sparbuch Stufe 2 bildet die Basis des Vermögensaufbaus und dient in erster Linie der Vermögensverwaltung. Die Liquiditätssicherung besteht aus dem Einkommen, das nicht durch Arbeitskraft verdient wird. Beim Vermögensaufbau sollte die Basis mehr als die Hälfte aller Kapitalerträge ausmachen.Stufe 3: Vermögensaufbau (Kapitalvermehrung)
Rentenpapiere (Anleihen und Rentenfonds), Geldmarktpapiere, Edelmetalle, Immobilien Wer bereits über Kapital verfügt, kann dies auf konstant hohem Niveau verwalten oder vermehren. Die Kapitalvermehrung setzt »Unternehmergeist« und Investitionsbereitschaft voraus.Stufe 4: Rendite (Spekulation)
Aktien, Beteiligungen, Devisen, Optionen, Futures Die letzte Stufe der Vermögenspyramide richtet sich an Investoren und »Zocker«, die gleichermaßen das Wagnis suchen wie auch Verluste ausgleichen können.
Im Rahmen des Weltspartages erscheint jährlich das Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands.
Das magische Trigon der Geldanlage
Das magische Dreieck der Geldanlage beschreibt das Verhältnis zwischen Sicherheit, Liquidität und Rentabilität einer Vermögensanlage. Regeln zur Gewichtungen der einzelnen »Schenkel« existieren nicht. Es gilt das Gesetz der Straße. Jeder Anleger setzt individuelle Prioritäten bei der Umsetzung und investiert in die aus seiner Sicht beste Geldanlage.
Geldanlageformen in Deutschland
Niedrigzinsniveau und Dauerzinstief scheinen die Deutschen nicht zu beunruhigen. Eine aktuelle Studie der Bundesbank zeigt, dass Zinsen zwar konstant niedrig sind und wohl auch bleiben, die Inflation aber eben auch ungewöhnlich niedrig verläuft. Die beliebtesten Anlageformen sind nach wie vor Tages– und Termingelder, Sparbücher und Versicherungen. Wer es sich leisten kann, investiert auch gerne mal in Immobilien. Wenn man das Sparverhalten der Deutschen mal ganz genau und neutral bewertet, dann ehren deutsche Anleger den Weltspartag sogar in besonderem Maße – und in seiner ursprünglichsten Form.
Wer das Vabanquespiel scheut, muss an der Rendite sparen
Spekulative Kapitalgeschäfte führen dagegen ein Schattendasein. Zwar halten 36 % der Sparer Aktien für die beste Geldanlage und teilen damit auch die Ansichten vieler Experten, doch beschreiten wollen diesen Weg die wenigsten. Die meisten Anleger setzen, wenn’s dann an die eigenen Reserven geht, traditionell auf Sicherheit und nicht auf Rendite. Im kontinentalen Vergleich investieren Deutsche Anleger bloß halb so viel in Aktien wie andere Sparer in Europa. Dadurch entsteht eine durchaus delikate Situation in Deutschland: Die Wohlhabenden und Reichen neigen zu spekulativen Alternativen, die Mittelschicht sucht die Sicherheit und entscheidet sich für Sparbücher oder niedrig verzinste Lebens- und Rentenversicherungen. Die Moral von der G‘schicht: Die Reichen werden immer reicher, die Armen nicht.
Deutsche vernachlässigen Altersvorsorge
Rund 40 % der Deutschen betreiben keine Altersvorsorge. Ganze 24 % der Befragten erklären sogar, dass sie überhaupt nicht sparen. An Alternativen mangelt es nicht. Also, woran liegt’s?
Altersvorsorge
Fondsparpläne sind börsengehandelte Sparanlagen. Ähnlich wie bei Sparkonten wird in monatlichen Beiträgen eingezahlt.
Private Altersvorsorge
Wer lieber konservativ für einen ruhigen Lebensabend plant, dem bieten sich selbstverständlich Alternativen:
Brokerage
Wagnisfreudige Anleger »flirten« mit attraktiven Renditen. An dieser Stelle kommt die Aktie ins Spiel. Um Risiken zu minimieren, empfiehlt sich eine Investitionsstreuung auf Anleihen und Aktien. Ein Depot kann bequem und kostengünstig bei einem der vielen Online-Broker eröffnet werden. Das Leistungsangebot ist alles andere als homogen. Anleger sollten Konditionen unbedingt prüfen und vergleichen.