Kann man die Abgeltungssteuer umgehen?

Wenn ab dem 1. Januar 2009 die Abgeltungssteuer in Kraft tritt, kommen eine Menge Änderungen auf Anleger und Sparer zu. Während sich bei Zinserträgen die steuerliche Situation eindeutig verbessert, gehören Aktien, Fonds und Zertifikate durch den Wegfall der Spekulationsfrist und die damit verbundene steuerfreie Vereinnahmung von Kursgewinnen zu den eindeutigen Verlierern.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Anleger und Sparer fragen, ob man die Abgeltungssteuer nicht umgehen kann. Dabei ist „umgehen“ ein Begriff, der auf die meisten derzeit angebotenen Möglichkeiten nicht direkt zutrifft, denn meist handelt es sich um eine Verschiebung der Steuerzahlung in spätere Perioden, also eher eine Steuerstundung, oder den Ersatz der Abgeltungssteuer durch eine nachgelagerte Besteuerung mit dem persönlichen Steuersatz. Um Ihnen die Vorteile der vorgestellten Möglichkeiten zu verdeutlichen, haben wir sie jeweils mit Beispielen versehen.

Dachfonds

Dachfonds sind eine Möglichkeit, die Abgeltungssteuer zwar nicht zu umgehen, jedoch die Steuerzahlung entsprechend in die Zukunft zu verschieben. Für sie gelten im Rahmen der neuen Steuergesetzgebung Sonderprivilegien dahingehend, dass die Fondsmanager eines Dachfonds innerhalb des Portfolios Wertpapiere beliebig umschichten können, ohne dass der Anleger auf die entstandenen Gewinne Steuern zahlen muss. Die Abgeltungssteuer wird hier erst beim Verkauf der Anteile am Dachfonds durch den Anleger fällig. Bei entsprechender Haltedauer kann das einen spürbaren Renditevorsprung bedeuten, da im Gegensatz zum Direktinvestment in Aktien oder Investmentfonds nach einem Verkauf erneut der gesamte Anlagebetrag zur Verfügung steht. Dazu ein kurzes und vereinfachtes Beispiel:

Ein 45-jähriger Anleger steht vor der Wahl, 20.000 Euro über eine Anlagedauer von 20 Jahren in Aktienfonds oder einen Dachfonds zu investieren. Für beide Varianten wird eine jährliche Rendite von acht Prozent vor Steuern angenommen. Der Anleger hat keine Freibeträge, einen Grenzsteuersatz von 35 Prozent und muss keine Kirchensteuer zahlen. Darüber hinaus wird angenommen, dass aller fünf Jahre der komplette Fondsbestand einmal umgeschichtet wird. Die Rendite nach Abgeltungssteuer sieht dann wie folgt aus:

Wie Sie dem Beispiel entnehmen können, ist der Renditevorsprung des Dachfonds beträchtlich. Während aller fünf Jahre der gesamte Wertzuwachs der Aktienfonds versteuert werden muss, kann der Dachfonds 20 Jahre lang die gesamten Gewinne reinvestieren und erst beim Verkauf der Fondsanteile wird der Ertragsanteil besteuert. Dachfonds können Sie über jedes Depot eines Onlinebrokers oder einer Direktbank handeln. Entsprechende Angebote finden Sie in unserem Vergleich:

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Wertpapiergebundene Lebensversicherung

Eine wertpapiergebundene Lebensversicherung stellt eine weitere Möglichkeit dar, die Abgeltungssteuer zu umgehen. Bei ihr handelt es sich im Prinzip um eine Vermögensverwaltung im Mantel einer Lebensversicherung. Der Anleger bekommt darin ein Depot, in welchem er relativ beliebig mit Wertpapieren handeln kann.

Durch die Konstruktion als Lebensversicherung gilt auch nach der Einführung der Abgeltungssteuer, dass der Ertragsanteil erst bei Auflösung der Versicherung zu versteuern ist, und zwar mit dem persönlichen Steuersatz des Sparers.

Bestand die Lebensversicherung mindestens zwölf Jahre und ist der Anleger zum Zeitpunkt der Auszahlung des angesparten Vermögens mindestens 60 Jahre alt, dann ist nur die Hälfte des Ertragsanteils mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern. Selbst beim derzeitigen Spitzensteuersatz ist das weniger, als die 25-prozentige Abgeltungssteuer (immer zuzüglich Solidaritätszuschlag und eventueller Kirchensteuer).

Auch dazu wieder unser bereits bei den Dachfonds benutztes Beispiel, diesmal jedoch ergänzt um die Daten für die wertpapiergebundene Lebensversicherung:

Wie Sie sehen können, schafft es die wertpapiergebundene Lebensversicherung sogar noch, die Performance unseres Dachfonds zu übertreffen, was der niedrigeren Steuerlast verbunden ist. Zu dieser noch eine kurze Ausführung des besseren Verständnisses wegen: Da der Anleger bei Auflösung der Versicherung und Auszahlung eine Laufzeit von mehr als zwölf Jahren und ein Alter von mehr als 60 Jahren vorweisen kann, ist vom Ertragsanteil in Höhe von 73.219,14 Euro nur die Hälfte mit seinem persönlichen Steuersatz von 35 Prozent zu versteuern, was zu einer Steuerlast von 12.813,35 Euro und der oben dargestellten Gesamtrendite führt.

Geldanlage im Ausland

Die Nutzung eines Depots zur Geldanlage etwa in der Schweiz stellt eine weitere Form dar, die Gewinnbesteuerung im Rahmen der Abgeltungssteuer zeitlich zu verschieben. Anders als bei inländischen Depots werden bei im Ausland geführten Depots realisierte Gewinne nämlich nicht sofort besteuert. Die Besteuerung erfolgt vielmehr durch den Anleger im Rahmen seiner Jahressteuererklärung. Da es sich im Gegensatz zu Dachfonds und wertpapiergebundenen Lebensversicherungen nur um eine Steuerstundung bis zum Ende eines Kalenderjahres handelt, rechnet sich diese Variante vor allem für Anleger, die überdurchschnittlich viele Transaktionen in ihrem Portfolio vornehmen. Auch hierzu wieder ein einfaches Beispiel:

Ein Anleger mit 250.000 Euro Depotvolumen hat 25 Positionen zu je 10.000 Euro in seinem Depot, welche er als aktiver Trader nach jeweils drei Monaten komplett ausgetauscht hat. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass die Verkäufe immer zum letzten eines Quartals stattfinden und gehen in jedem Quartal von einer Performance von vier Prozent vor Steuern aus. Im Vergleich dazu nehmen wir ein Depot im Ausland, bei welchem die erzielten Gewinne erst am Ende des Jahres im Rahmen der Einkommenssteuererklärung versteuert werden. Einander gegenübergestellt sieht die Wertentwicklung nach einem Jahr wie folgt aus:

Wie Sie dem Beispiel entnehmen können, ist selbst bei angenommenen vier Prozent Rendite pro Quartal und 250.000 Euro Anlagesumme der Renditeunterschied nur gering, was in erster Linie auf den kurzen Zeitraum der Steuerstundung zurückzuführen ist. Über die Jahre gerechnet, kann sich aber auch aus dieser geringen Differenz ein Renditevorsprung von mehreren Prozentpunkten ergeben.

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