Es ist fraglich, ob Banken sich als Rohstoffhändler profilieren müssen – sicher ist, dass sie es tun und damit die weltweite Wirtschaft gefährden. Nach dem Platzen der Immobilienblase im Jahr 2007 geht das Spekulieren munter weiter, und die Gewinne sind beträchtlich. Einfach ist jedoch das System, das dahinter steht.
Rohstoffe wie Kakao, Soja, Zucker, aber auch Kupfer, Zink, Eisen und Öl werden von den Banken gekauft und eingelagert, bis der Preis durch die künstlich geschaffene Verknappung des Angebotes steigt.
Darunter leiden letztlich sowohl die herstellenden Firmen als auch die Endverbraucher. Denn die durch die teuren Rohstoffe erhöhten Produktionskosten können die Betriebe nicht eins zu eins auf die Endverbraucher umlegen.
Deutsche Produkte zählen bereits grundsätzlich zu den preisintensiven und haben es dadurch schwer, sich auf dem durch billige Ostprodukte überschwemmten Markt durchzusetzen.
Die Endpreise zusätzlich anzuheben, ist den Betrieben also nicht ohne weiteres möglich, obwohl sie eigentlich dazu gezwungen sind. Ein Dilemma, das Existenzen von Betrieben gefährdet.
Inhaltsverzeichnis
Doppeltes Spiel
Nicht selten sind die Banken selbst die Betreiber ihrer Lagerhallen und verdienen damit zusätzlich gutes Geld. Nimmt man die sechs größten Lagerhausbetreiber, sind zwei davon Banken. Sie kaufen neben Lagerhäusern aber auch Kraftwerke, Ölterminals und lagern Rohstoffe im großen Stil ein. Das jedoch führt zu einer für die bearbeitende Industrie unberechenbare Volatilität der Preise.
Der Irrwitz: Gegen die Preisschwankungen bieten die Banken Absicherungsprodukte an. An der Vermittlung dieser Versicherungen verdienen sie Provisionen. Dabei sind es gerade die Spekulationsgeschäfte der Banken, die überhaupt zu den Preisschwankungen führen.
Anleger tappen im Dunkeln
Ein hohes Risiko gehen zudem Anleger ein, die sich am Rohstoffmarkt betätigen. Da durch die künstliche Verknappung des Angebotes die reale Nachfrage sich nicht verändert, fallen die Rohstoffpreise enorm, wenn einige Anleger aussteigen und verkaufen. Für die anderen Anleger bedeutet dies den Verlust einen Großteils ihres Vermögens. Genau dies aber ist den meisten Anlegern gar nicht bewusst.
Die Banken hingegen bleiben auf der Gewinnerseite. In Deutschland ist es die Deutsche Bank, die sich am von Politikern scharf kritisierten Geschäft mit den Rohstoffen global beteiligt und ausbaut. Die Zahl der Mitarbeiter in der Rohstoffabteilung der Deutschen Bank immerhin ist in den Jahren von 2005 bis 2009 verdreifacht worden. Tendenz steigend.
Müssen Verbraucher in Zukunft Preisbooms auch bei Lebensmitteln befürchten?
Was bleibt, ist ein Wehrmutstropfen. Denn während sich Kakao- oder Sojabohnen mehrere Jahre einlagern lassen (wenngleich die Qualität der Produkte dadurch beklagenswert sinkt), eigenen sich nicht alle Lebensmittelrohstoffe für diesen Spekulationshandel. Daran hindert ihre schnelle Verderblichkeit.